Überschrift: Pflegen und gepflegt werden

Wir werden immer älter, die Älteren werden im Verhältnis zu anderen Altersgruppen immer zahlreicher, und immer mehr Ältere sind am Ende ihres Lebens auf Pflege angewiesen.

Während viele Männer noch auf die Unterstützung und Pflege ihrer Frau zurückgreifen können, haben die meisten Frauen ihren Partner schon verloren, wenn sie pflegebedürftig werden.

Frauen sind daher häufiger auf die Unterstützung durch andere Familienmitglieder – meist die (Schwieger)Töchter - oder die Versorgung in einem Heim angewiesen.

Die Inanspruchnahme von Unterstützung wird von älteren Frauen oftmals lange hinausgezögert, um niemandem zur Last zu fallen. Und da eine außerfamiliale Unterstützung kostspielig und meist nicht über die Pflegeversicherung in vollem Umfang abgedeckt ist, leiden einige ältere Frauen unter verdeckter und verschämter Armut und fehlender Unterstützung in ihren letzten Lebensjahren.

Illustration Rollstuhl

Die familiale Altenpflege wird zu drei Viertel von Frauen geleistet, denn Pflegeaufgaben werden bevorzugt von jenen übernommen, die ohnehin nicht oder geringfügig erwerbstätig sind. Also überwiegend verheiratete Frauen, die ihre Erwerbsbiographie schon wegen Kindern unterbrochen hatten.

Aber auch berufstätige Frauen geraten unter moralischen Druck, wenn in der Familie Pflegeaufgaben notwendig werden – von Männern wird hingegen eine Reduzierung oder Unterbrechung der Erwerbsarbeit zu Gunsten von Pflegeaufgaben kaum erwartet.

Da die Kosten für eine außerfamiliale Pflege oft nur unvollständig durch die Pflegeversicherung abgedeckt sind, bewirkt auch ein gewisser finanzieller Druck, dass die Betreuung pflegebedürftiger Personen in und durch die Familie eher leistbar erscheint.

Leider haben Frauen, die Familienangehörige pflegen, viele Nachteile hinzunehmen. Neben den Einkommensverlusten haben sie meist ganz erhebliche Probleme, nach der Unterbrechung wieder ins Berufsleben zurückzukehren auch auf Grund ihres eigenen Alters. Und die Folgen der Berufsunterbrechung wirken sich auch langfristig auf das Einkommensniveau und die eigene Altersversorgung aus.